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Die Küste Südafrikas – segeln entlang einer der gefährlichsten Küsten der Welt

 

Der Angulasstrom, die häufig anzutreffende Wind-gegen-Welle-Situation, die Distanz zwischen sicheren Häfen und die schnellen Wetterumschwünge machen die Küste Südafrikas zu einem der gefährlichsten Segelreviere weltweit. Dennoch wird sie von fast jedem Weltumsegler passiert. Für uns war es mit der Atair, einer Motiva 39 ab November 2014 der Fall.

Nach 14 Tagen auf See ist Afrika bereits 12.30Uhr in Sicht, die Vorfreude auf die Ankunft steigt. Es ist wenig Wind, so dass wir nur langsam voran kommen. Der Wetterbericht kündigt einen kräftigen Südweststurm mit hohen Wellen für den kommenden Tag an, wir hoffen vor ihm im Hafen zu sein. Nachmittags frischt der Wind bereits auf, zusätzlich schiebt die Strömung. Es ist bereits dunkel als wir vor der Hafeneinfahrt mit Motor warten müssen. Hier ragt ein großes, unwirklich angestrahltes Wrack, ein ehemaliger Kohlefrachter aus dem Wasser, ein gespenstischer Anblick. Nur ein sauberer Kanister mit Diesel ist uns nach der Dieselpest im Haupttank verblieben, gefährlich wenig sollten wir länger hier warten müssen. Es kommt uns ein großer Frachter entgegen. Die scheinbar wenig erfahrene Port Control will uns vor dem Frachter auf die andere Seite des Fahrwassers schicken, der Lotse protestiert heftigst, Verwirrung... Wir kreuzen die Route des Frachters nicht. Mit starker Strömung und bei Dunkelheit steuern wir in den Hafen, Ankunft in Richards Bay (oder RB, wie die Südafrikaner sagen). Wir werden bereits von Paul, einem der Einheimischen die das PeriPeriNet betreiben (einer wichtigen Informationsquelle für Segler entlang der Südafrikanischen Küste) und mit dem wir an den Vortagen Kontakt hatten erwartet. Endlich wieder Landstrom, Wasser, Duschen, frische Lebensmittel und vor allem INTERNET!

An Land warten wir tagelang auf Immigration und Zoll, sie lassen sich erst nach drei Tagen blicken. Eigentlich dürfte man in der Zeit das Boot nicht verlassen, aber wir feiern mit liebgewonnenen Freunde von anderen Booten und lernen neue Segler kennen. Parallel zu uns macht die „ARC - Round the World“ gerade hier halt. Wir nutzen die Zeit außerdem um unseren Dieseltank wieder auf Vordermann zu bringen, wir lassen 500l verunreinigten Diesel abpumpen, entsorgen, den Tank von innen reinigen und neu betanken. Aber wir erkunden auch das Land mit dem Mietwagen und seine Tierwelt bei Safaries. Das Warten auf ein Wetterfenster kann hier dauern. Die vorherrschende Windrichtung ist Südwest, genau „auf die Nase“ und der Strom kommt entlang der Küstenlinie von Nordost, so dass während unser Wartezeit draußen die gefürchtete Wind-gegen-Welle Situation mit sehr hohen und gefährlichen Wellen herrscht.

Der Wetterbericht meldet ein Wetterfenster, drei Tage, wir beschließen an Durban vorbei, direkt bis nach East London (EL) zu segeln, die Wetterlage sollte hierfür reichen. Das Problem an dieser Küste ist, dass es wenige sichere Ausweichhäfen auf der Strecke gibt, sollte sich das Wetter früher als erwartet ändern hat man ein Problem. Wir setzen den Parasailer und laufen Dank des Stroms bis zu unglaublichen 10kn über Grund. Eine Wahnsinnsgeschwindigkeit für die Atair! Doch der Wind lässt nach und zu allem Unglück meldet der Wetterbericht, dass der Südwester eher wieder einsetzen soll als erwartet. Wir nehmen den Motor zur Hilfe, aber nach ein paar Stunden beginnt er zu streiken. Was ist diesmal das Problem? Eigentlich könnte man ja meinen nach unserer Serie mit Motorproblemen gewöhnt man sich daran, aber das Problem ist, dass der Motor immer in dem Moment ausfällt wenn man ihn benötigt und hier brauchen wir ihn unbedingt, da wir um jeden Preis den Südwestwind und die damit einhergehenden unberechenbaren, riesigen Wellen vermeiden wollen. Wir treiben mit 2kn in Richtung 220°, immerhin fast in Richtung unseres Kurses. Wolfram arbeitet emsig am Motor und bekommt ihn wieder flott. Glück gehabt, es war wohl nur etwas Luft in der Dieselleitung. Unsere weitere Fahrt wird belohnt, wir fangen den ersten Thunfisch den wir auch tatsächlich an Bord bekommen ohne ihn vorher vom Rappelor zu verlieren, ca. 8kg, ein Traum! Davor gab es immer „nur“ MahiMahi. Der Wind weht schon leicht gegen uns als wir die sichere Mooringposition in der Flussmündung von EL erreichen. Wir haben wieder Glück, der Yachtclub veranstaltet an diesem Abend ein „Braai“, ein südafrikanisches BBQ und wir werden eingeladen, lernen neue, nette Segler kennen.

Der Südwester dauert nur kurz an und nach zwei Tagen können wir weiter. Es herrscht fast kein Wind und so motoren wir erneut. Wir nehmen nur noch Diesel aus den Kanistern, weil wir befürchten, dass die Tankreinigung des Haupttanks in RB das Problem nicht vollständig behoben hat. Der nächste Abschnitt nach Port Elisabeth (PE) dauert nur etwa einen Tag und es wird einer der kurzweiligsten auf unserer ganzen Reise. Wir sehen Wale, einmal ein Muttertier mit Kalb und später noch eine größere Herde mit etwa acht Tieren, Pinguine und ein riesigen Maersk Liner, der von hinten an uns vorbei schiebt und durch den Seegang schaukelt. Der Hafen von PE ist nicht so schön, die Schwimmstege liegen direkt im Schwell, bewegen sich dementsprechend stark und es befindet sich eine Manganverladestation in unmittelbarer Nähe, von der konstant schwarzer Staub herübergeweht wird und sich auf den Schiffen festsetzt. Die Leute sind aber wieder sehr nett und von hier starten wir die tollsten Safaries der ganzen Reise. Es ist jetzt Vorweihnachtszeit und wir beschließen entgegen des ursprünglichen Plans nicht bis nach Kapstadt zu kommen und hier unser Lager über Weihnachten aufzuschlagen. Mia und Wolfram werden über Weihnachten und Silvester in Namibia sein, ich fliege für die Zeit nach hause zur Familie. Anfang des Jahres treffe ich mich wieder mit Wolfram in PE. Die üblichen Vorbereitungen werden getroffen, Diesel schleppen, Verpflegung kaufen, die Atair fit kriegen und hier, speziell in PE intensiv das Deck und die Decksaufbauten schrubben, da sich der schwarze Staub überall festgesetzt hat.

Ab jetzt geht es wieder zu zweit weiter. Wir fahren ein etwas anderes Wachsystem als verbreitet, nach 1,5h am Abend folgen zwei Mal 4,5h, bevor zum Ende der Nacht wieder 1,5h anstehen. Das ermöglicht es wenigstens einmal am Stück länger schlafen zu können. Tagsüber wechseln wir uns ohne festen Zeitplan ab. Der nächste Abschnitt führt uns in zwei Tagen nach Mossel Bay und von dort in weiteren zwei Tagen bis nach Simonstown. Auf dem zweiten der beiden Abschnitte passieren wir das Kap Angulas in 10sm Abstand, mit einer defekten Selbststeueranlage, in sehr rauem Wetter und können es nicht einmal sehen. Das Kap ist der südlichste Festlandspunkt Afrikas und wir segeln hier vom Indischen Ozean in den Atlantik! Die Ankunft in Simonstown ist spektakulär, die fluoreszierenden Algen im Wasser sind übermäßig beeindruckend. Obwohl oft während der Reise gesehen, habe ich das leuchten noch nie in so einem Blauton und so intensiv erlebt wie hier. Wir nutzen die frühe Ankunft, um uns endlich wieder ausschlafen.

Simonstown ist ein Vorort von Kapstadt und wir bleiben etwas länger um die Stadt und deren Umgebung zu erkunden. Kapstadt ist jung, lebhaft und abwechslungsreich und so vergeht die Zeit hier schnell. Während unser Liegeplatz im Hafen einigermaßen geschützt ist, ist es außerhalb der Hafenbegrenzung sehr ruppig und wir bekommen einen ersten Eindruck warum das Kap der Guten Hoffnung auch das Kap der Stürme genannt wird. Wir nehmen es und die eigentlich viel beeindruckendere Kap-Spitze von Land aus in Augenschein. Es stürmt mächtig. Und da wollen wir freiwillig rum?

Wir warten wieder einmal auf den richtigen Moment und das richtige Wetter, um den Plan in die Tat umzusetzen. Am 26.Januar 2015 ist es so weit. Mit Sonnenaufgang brechen wir auf, um das Kap zu umrunden. Wir haben Glück, es präsentiert sich uns bei ruhiger See und etwas Sonne, so viel Glück hatten viele vor uns leider nicht die hierum wollten. Mit dem Blick auf den Tafelberg laufen wir den RCYC an, es ist der einzige Ort, von wo man offiziell mit dem Schiff aus Südafrika auschecken darf. Von hier aus werden wir auch die letzten Vorbereitungen für die Atlantiküberquerung in Richtung St. Helena & Brasilien tätigen. Am Vortag der Abfahrt findet der große Behördenmarathon statt. Im RCYC müssen wir bezahlen, dann weiter zum Portoffice, dann zur Immigration, dann zu Customs. Alle Instanzen liegen räumlich weit voneinander getrennt, so dass wir ein Taxi nehmen müssen. Überall müssen wir warten. Es dauert fast einen ganzen Tag, um das Land offiziell verlassen zu dürfen. Einige andere, von denen wir gehört haben, machen es sich einfacher und fahren direkt von Simonstown ohne auszuklarieren, nicht die feine englische Art, aber wohl machbar und aufgrund unserer Erfahrung beim nächsten Mal erwähnenswert.

Auf der Fahrt aus der Bucht von Kapstadt bekommen wir noch unseren ersten Hai zu Gesicht. Er winkt uns mit seiner Rückenflosse quasi zum Abschied zu und wir sind wieder unterwegs, auf dem nächsten Abschnitt, der Fahrt über den Atlantik.